Rose / Hagebutte

  • Rosa canina, Rosa rugosa, Rosa sp.
  • Hundsrose, Heckenrose, Hagerose, Wilde Rose,Kartoffelrose, Kamtschatkarose, Japanische Apfelrose,,Hagebutte, Dornapfel, Rosenbeere, Arschkratzerl
  • (Fam. Rosaceae, Rosengewächse)
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Kräuterbeschreibung

Die Hunds-Rose (Rosa canina) ist ein bis 4 m hoher Strauch mit weit überhängenden Ästen, gleichartig sichelförmig gekrümmten Stacheln, 5- bis 7-zähligen Blättern und hellrosa bis weißen Blüten mit 5 Blütenblättern. Ihre scharlachroten, bis 2 cm großen und etwa eiförmigen Scheinfrüchte (Sammelnussfrüchte = Hagebutten) sind innen behaart und enthalten kantige, steinharte Früchte (Nüßchen). Die aus wenigen schmalen Fiedern bestehenden Kelchblätter biegen sich nach dem Verblühen zurück und fallen bei der Fruchtreife ab. Als zweite Art sei die Kartoffel-Rose, Japanische Apfelrose oder Kamtschatka-Rose (R. rugosa) genannt: Sie besitzt dichtstachelige Stengel und dunkelgrüne Blätter; auf die weißen oder purpur- bis rosafarbenen Blüten folgen große, kugelige karminrote Hagebutten mit einer Krone aus Kelchblättern.

Verwandte Kräuter

Die weit verbreitete Hunds-Rose unterscheidet sich von der Essig-Rose (Rosa gallica; siehe Stichwort: „Rose, Essig-Rose“) u. a. durch ihren höheren Wuchs, gleichartige Stacheln (bei R. gallica sind die Stacheln zahlreicher und verschiedenartig), 5- bis 7-zählige Blätter (bei R. gallica 5- bis 3-zählig), größere und kahle, scharlachrote Hagebutten (bei R. gallica braunrot, mit Stachelborsten und Drüsen besetzt).
Zu den Rosengewächsen gehören in den gemäßigten Zonen die meisten fruchttragenden Bäume und Sträucher (z. B. Apfel, Pflaume, Brombeere) und viele Garten- und Zierpflanzen (z. B. Erdbeere, Zierkirsche, Fingerkraut, Spiere, Zwergmispel).

Vorkommen

Herkunft und Verbreitung

Verbreitet ist die einheimische Hunds-Rose (Rosa canina) in ganz Europa, Zentralasien und Nordafrika; in Nordamerika wurde sie eingeführt und ist verwildert.
Die Kartoffel-Rose (R. rugosa) stammt aus Ostasien. Sie wurde im 19. Jh. als Zierpflanze und zur Drogengewinnung in Mitteleuropa eingeführt.

Standort

Die Hunds-Rose (Rosa canina) bevorzugt frische Lehmböden, wächst aber auch auf Ödland und Kalkmagerweiden. Man findet sie häufig in Gebüschen oder heckenförmig an Wald- und Wegrändern und in lichten Wäldern. Da die Kartoffel-Rose (R. rugosa) auch trockene und sandige Böden verträgt und mit weitkriechenden Ausläufern großflächige Bestände bilden kann, findet sie beim Dünenschutz Verwendung (z. B. an der Nord- und Ostsee). Ansonsten wird sie an Böschungen und Straßenrändern angepflanzt und ist von dort verwildert.

Kultivierung

Hagebutten werden überwiegend von wildwachsenden Sträuchern der Hunds- und Kartoffel-Rose (R. canina und R. rugosa) geerntet.
R. rugosa wird in Mitteleuropa erst seit 1860 kultiviert (als Zierstrauch, Heckenpflanze und für den Dünenschutz).

Brauchtum

Brauchtum

Als die Liebesgöttin Aphrodite um Adonis weinte, soll Rosa canina aus ihren Tränen entsprossen sein und später auch bei den alten Römern den „Duft der Venus“ verströmt haben. Dies zeigt die hohe Wertschätzung, welche der Hunds-Rose schon im Altertum entgegengebracht wurde. Die Römer glaubten, mit ihr den Biss von tollwütigen Hunden heilen zu können („canina“ in Anlehnung an griech. kynósbatos = Hund und Dornstrauch; von Plinius 23-79 n. Chr. als Sammelbegriff für verschiedene Wildrosen verwendet). Im vorchristlichen Europa verbrannte man die Toten in Scheiterhaufen aus Hundsrosenholz. Die Hagebutte schätzt man seit jeher als Kräftigungs- und Heilmittel.

Wissenswertes

Gallen (= Wucherungen) an den jungen Trieben von Rosa canina werden durch die Eiablage der Rosengallwespe (Cynips rosae, syn. Rhodites rosae) verursacht. Diese sogenannten „Schlafäpfel“ oder „Rosenschwämme“ enthalten Tannin-Gerbstoffe und werden in der Volksheilkunde als Adstringens verwendet (= Mittel, die das Gewebe zusammenziehen und eine milde antibakterielle und anästhetische Wirkung besitzen).

Eigenschaften

Wesentliche Inhaltsstoffe

Hauptinhaltsstoffe der Hagebuttenschale sind Vitamine, davon bis 2,4 % Ascorbinsäure = Vitamin C, außerdem die Vitamine der A- und K-Gruppe, B1 und aus dem B2-Komplex, weiterhin Pektinsäure (bis 11 %), Gerbstoffe (etwa 2 %), Zucker und Flavonoide. Die Rotfärbung ist auf Carotinoide, insbesondere das für viele Rosenarten typische Carotinoid Rubixanthin sowie Lycopin und ß-Carotin zurückzuführen. Die Früchte (Nüsschen, Kerne) enthalten u. a. fettes (8 bis 10 %) und ätherisches Öl (ca. 0,3 %), Gerb- und Schleimstoffe, Proteine, Fruchtsäuren und Tocopherol (= Vitamin E), aber nur wenig Vitamin C.

Eigenschaften, Wirkungen

Pektine wirken bei bestimmten Beschwerden des Magen-Darm-Trakts. Im Dickdarm werden sie zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut, wobei Verschiebungen des pH-Werts auftreten und die Lebensbedingungen für darmfremde Bakterien verschlechtern. Zusammen mit Fruchtsäuren (u. a. Malat, Citrat) sollen sie auch für eine Wirksamkeit bei Blasen- und Nierensteinen, als mildes Abführmittel und für die harntreibende Wirkung verantwortlich sein.
Aufgrund des Vitamingehalts kann die Hagebutte bestimmten Vitaminmangelkrankheiten entgegenwirken (früher als Mittel gegen Scorbut gebräuchlich).

Anwendung

Anwendungsgebiet

Arzneidrogen: Rosae pseudofructus cum fructibus (Hagebutten), Rosae pseudofructus (Hagebuttenschalen) und Rosae fructus (Hagebuttenkerne).
Aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehalts dienen die Drogen zur Steigerung der Abwehrkräfte und können damit Erkältungs- und Infektionskrankheiten wie auch Vitamin-C-Mangelerkrankungen vorbeugen. Zu beachten ist der bei Lagerung rasch abnehmende und für die Wirkung entscheidende Vitamin-C-Gehalt.
Die Wirksamkeit der meisten traditionellen Anwendungsgebiete ist für alle drei Drogen nicht ausreichend belegt, z. B. zur Behandlung von Erkältungs- und Infektionskrankheiten, Fieber, Erschöpfungszuständen, zur Nierenstärkung und bei Nierenerkrankungen, Magen- und Darmbeschwerden (u. a. Magensäuremangel, -schleimhautentzündung, -krämpfe, -geschwüre), Wassersucht und als harntreibendes Mittel, zur Förderung der Verdauung und als mildes Abführmittel, gegen Lungenkrankheiten, Rheuma, Ischias, Gicht, Zuckerkrankheit, Durchblutungsstörungen, Menstruationsbeschwerden und verschiedenen Gallenleiden, als adstringierendes (zusammenziehendes) Mittel und Augenwasser.

Anwendungsart

Verwendet werden die reifen, frischen oder getrockneten Scheinfrüchte (Hagebutten) oder deren Achsenbecher (Hagebuttenschalen, syn. Dornapfelschalen: nach Entfernung von Früchten und Haaren) oder die reifen und getrockneten Früchte (Nüsschen) von verschiedenen Rosa-Arten.
Hierbei handelt es sich überwiegend um Rosa canina und R. rugosa, deren Hagebutten für die Weiterverwendung zu einem Sirup verarbeitet werden. Sirup oder Hagebuttenextrakte dienen zur Herstellung von Arzneien (z. B. Hustensaft, zur Geschmacksabrundung) und als Vitamin C-Quelle (z. B. Zusatz in Vitamin-Tabletten). Auch Tinkturen sind gebräuchlich, z. B. gegen Durchfall und bei Koliken.

Produkte

Getränke

Bei der Herstellung vieler Säfte und Fruchtgetränke wird Hagebuttensirup verwendet.
Hagebuttenwein läßt sich recht einfach herstellen: 1 Liter reife Hagebutten zerquetschen, mit 3 Liter Weisswein und 500 g weißen Kandiszucker versetzen, 8 Tage ziehen lassen. 1 bis 3 x täglich ein kleines Gläschen soll harntreibend wirken.

Tee

Hagebuttentee wird wegen seines süß-säuerlichen Geschmacks geschätzt und nicht allein zu Heilzwecken getrunken („Haustee“, „Jugendherbergstee“). Im Handel gibt es verschiedene Fertigprodukte und Kräuterteemischungen. Billige Hagebuttenteebeutel aus dem Supermarkt sind jedoch für Heilzwecke ungeeignet.
Zur Teebereitung (volkstümlich z. B. bei Fieber und Infektionskrankheiten) nimmt man etwa 2 g zerkleinerte Hagebutte oder Hagebuttenschale auf eine Tasse und übergießt mit kochendem Wasser. Nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben (etwa 3 x täglich; 1 Teelöffel sind ungefähr 3,5 g Droge).
Ein Tee aus Früchten (= Hagebuttennüsschen) wird in traditionellen Rezepten bei Harnwegserkrankungen, Rheuma und Steinleiden empfohlen: Einen Teelöffel voll Nüsschen einige Zeit einweichen, dann in eine Tasse geben und mit heißem Wasser überbrühen; 20 Min. ziehen lassen und absieben; etwa 3 x täglich.

Speisen

Hagebuttenschalen nimmt man zur Herstellung von Marmelade und Kompott, den Sirup als Zusatz in Babynahrung.
Als Vitaminspender für den Winter sei Hagebuttenmus („Hegenmus“) empfohlen: Hagebuttenschalen pürieren und mit Zucker versetzen. Das Mus kann dann zu Marmelade weiterverarbeitet oder auch roh gegessen werden.

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Letzte Änderung: 13. Dezember 2020
Letzte inhaltliche Änderung/Überprüfung: z. Z. in Arbeit (2021)

Zitierweise:
Pelz, Gerhard Rudi & Birgitt Kraft (2020): Rose / Hagebutte (Rosa canina, Rosa rugosa, Rosa sp.) – in: Kräuter-ABC, Website der Stiftung zur internationalen Erhaltung der Pflanzenvielfalt in CH-Brunnen: www.kraeuterabc.de (abgerufen am ……).


BILDNACHWEISE UND ZITIERTE LITERATUR

Bildnachweise

Alle Fotos:
© Dr. Gerhard Rudi Pelz, Petersberg

Zitierte Literatur

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